Anna Rüdebusch, genannt die Große Anna, wurde im Februar 1637 auf dem Hof in Golzwaderwurp ermordet, nachdem sie aus der Haft entführt worden war. Noch immer erinnert eine Gedenkinschrift auf einer Sandsteinstele, dem so genannten Mordstein, auf der Hofstelle an das Verbrechen. Um die genauen Umstände des Mordes ranken sich bis heute Legenden. Auch Helmut Heyen hat 2021 einen fiktiven Roman dazu veröffentlicht. Im Rahmen des Kulturprojektes "Die Große Anna" soll hierzu ein bewegendes Theaterstück am Originalschauplatz aufgeführt werden. Und nicht nur das: es gibt auch einen True Crime Schreibwettbewerb und neue Blickwinkel und Chroniken.
Inschrift
ANNO 1637 IM FEBRUA
RIO IST ANNA RUDEBUSCH
SONST DIE GROSSE ANNA
GEHEISSEN, NACHDEM
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[…] ERMORDET WORDE
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Auszug aus dem
Denkmalatlas
Hochrechteckige, mit drei Segmentbögen schließende Sandsteinstele. Auf der Vorderseite moralisierende, an das Jüngste Gericht erinnernde Inschrift und Relief eines Totenschädels. Auf der Rückseite Gedenkinschrift für die 1637 hier ermordete Anna Rudebusch, deren Mord erst 1651 aufgeklärt werden konnte. Der Stein offenbar 1651 oder kurz danach zur Sühne aufgestellt, später entfernt und in jüngerer Zeit in einem Graben wiedergefunden.
Der sogenannte Mordstein vor dem Hof Golzwarderwurp 12 hat eine geschichtliche Bedeutung für die Ortsgeschichte und aufgrund seines Zeugnis- und Schauwertes für die Geistes- und Frömmigkeitsgeschichte des 17. Jhs., daher liegt seine Erhaltung im öffentlichen Interesse.
Das Theaterstück
Anna Rüdebusch – War es ihr Schrei, der jäh die Stille der Nacht auf dem Hof auf dem Golzwarderwurp zerriss? – Und wenn ja, wie endete das junge Leben einer Frau, die trotz der unwirtlichen Lebensbedingungen in der Wesermarsch vor 400 Jahren eine glückliche Zeit auf diesem Hof verbrachte? Noch heute zeugt dort ein Mordstein von einem Verbrechen, das lange Zeit unentdeckt und ungesühnt blieb. Aber wer hat ihn dort aufgestellt und warum?
ANNA RÜDEBUSCH – Das Theaterstück
Ein Drama wird wieder lebendig - vor historischer Kulisse auf dem Gelände der heutigen Hofstelle Haaken in Golzwarderwurp. Das spannende Theaterstück „Anna Rüdebusch“ feiert am 04. September 2025 um 19.30 Uhr Premiere. Weitere Vorstellungen bis Mitte September. Kartenvorverkauf ab Frühjahr 2025 bei Buchhandlung Gollenstede in Brake
Der True Crime Schreibwettbewerb
Wenig hat in den letzten Jahren so an Popularität gewonnen wie True Crime. Auch für Jugendliche gibt es immer mehr Podcasts und Serien, deren Schaurigkeit sich besonders dadurch auszeichnet, dass sie skandalös und eben wahr sind. Wenn sich Verbrechen dann noch paart mit mysteriösen Umständen und einer bestechenden Regionalität – ein Mordstein direkt vor der Haustür - sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt.
Deswegen wird im zweiten Halbjahr 2024/25 am Gymnasium Brake ein Schreibwettbewerb zu genau diesem Mordstein stattfinden, bei dem sich Schüler:innen ab dem siebten Jahrgang ihrem Interesse an menschlichen Abgründen und ihrer Faszination für Verbrechen widmen können und kreative Texte dazu produzieren können.
Sammlung
An dieser Stelle entsteht demnächst eine Sammlung von alten und neuen Chroniken und Essays zur Geschichte des Mordsteins.
Die Hofanlage
Die Hofanlage liegt auf einer Wurt und ist von drei Seiten von einer Graft umgeben. Die Anlage besteht aus einem Hallenhaus von 1773 sowie einer Scheune und einem Stall, die 1865 errichtet wurden. Im Jahr 2018 haben Annette und Michael Haaken das unter Denkmalschutz stehende Ensemble übernommen und Stück für Stück hergerichtet. Den umliegenden Garten und die Blühwiesen haben sie nachhaltig und biodivers gestaltet. Hier haben sich die Initiatoren des Kulturprojektes „Die Große Anna“ im Juni 2024 zum ersten Mal getroffen.
Kontakt/Tickets
Hofanlage
Der Gedenkstein kann jederzeit besichtigt werden.
Annette und Michael Haaken
Golzwarderwurp 12
26919 Brake
Kartenvorverkauf Frühjahr 2025
Buchhandlung Gollenstede
Breite Straße 8 und
Famila Center
26919 Brake
Tel. 04401-704257 und 04401-930283
Ticketanfragen für geschlossene Vorstellungen info@mord-stein.de
Veranstalter
Georg von der Vring-Gesellschaft e.V.
info@mord-stein.de